Inhaltsangabe: Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann

Inhalt
1828 verläst der grosse deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauss zum ersten Mal seine Heimatstadt, um sich in Berlin mit Alexander von Humboldt, dem grossen deutschen Abenteurer, im Rahmen eine Naturforscher Kongresses zu treffen. Danach folgt ein Rückblende, die während vierzehn Kapiteln jeweils die Lebensgeschichte von Gauss und Humboldt abwechselnd wiedergibt. 

Humboldt: Alexander von Humboldt stammt aus einer sehr reichen Familie und verfügt daher über grosse Privilegien. So wird er während seiner Kindheit von bis zu fünfzehn verschiedenen Privatlehrern in den Fächern Physik, Chemie und Mathematik unterrichtet - 12 Stunden am Tag. Humboldt setzt sich jedoch bald das Ziel, die Welt zu erforschen und als er genügend Geld zusammen hat, beginnt er mit den Vorbereitungen. In Salzburg stattet er sich ein Jahr lang mit allen nötigen Materialien und Gerätschaften für seine grosse Expedition aus. Als er später in Paris ist, läuft ihm Aimé Bonpland, ein junger Franzose, über den Weg. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut und Humboldt nimmt Bonpland als seinen Assistenten mit auf die grosse Reise. In Spanien erhalten sie nach einigen Problemen eine Reisebewilligung in die Tropen - nach Neuandalusien.
Dort beginnt die grosse Expedition von Alexander von Humboldt. Er erforscht Höhlen, befährt den Kanal zwischen dem Orinoko und dem Amazonas, den zuvor nach niemand befahren hat, besucht Indianergräber und untersucht die Leichen, die sich in verschiedenen Verwesungsstadien befinden. Humboldt schreckt bei seiner Reise auch nicht von Selbstexperimenten zurück und so versucht er beispielsweise als erster Mensch überhaupt das Gift "Curare" zu trinken und erkennt dabei, dass es nur tödlich wirkte, wenn es in die Blutbahnen gelangt. In der Folge besteigen Humboldt und Bonplan Berge und Vulkane und am Ende ihrer Reise schicken sie eine Umenge an Materialien, Texte, Pflanzen, Präparate und vieles mehr zurück nach Europa. 
Als Humboldt wieder zurück ist, lässt er 34 Bände seiner Reisedokumentation drucken und veröffentlichen. Auf Wunsch des preussischen Königs kehrt er nach Berlin zurück, wo er eine grosse Messstation einrichten lässt, um herauszufinden, wie viele Magnete es auf der Erde gibt. Dazu benötigte er jedoch die Hilfe des Mathematikers Gauss. 

Gauss: Carl Friedrich Gauss stammt aus einer armen Familie, der Vater war Gärtner und die Mutter Analphabetin. Dennoch zeigt sich Gauss unglaubliches Geschick mit Zahlen schon sehr früh. So schafft er es beispielsweise alle Zahlen von 1 bis 100 in einem Rechenschritt zusammen zu fassen (50 * 101), was ihm grosse Bewunderung seitens seines Grundschullehrers einbringt. Er wird nun drei Mal pro Woche mit Privatunterricht gefördert, erhält eine Freistelle am Gymnasium und entscheidet sich im Alter von 19 Jahren, Mathematik zu studieren. Gauss verfolgt die Reiseberichte, die Alexander von Humboldt verfasst, mit Interesse, ist jedoch überzeugt, dass man die Wahrheit auch an Ort und Stelle finden kann.
Gauss schliesst sein Studium als Klassenbester ab und widmet sich fortan der Astronomie. Er macht Johanna zum zweiten Mal einen Heiratsantrag, den sie nun überraschenderweise annimmt. Die beiden haben drei Kinder, was Gauss jedoch nie sonderlich zu interessieren scheint. Er zieht es vor, während der Geburt mit seinen Forscherkollegen Jupitertabellen zu analysieren und so ist er auch nicht zur Stelle, als Johanna bei der Geburt das dritten Kindes verstirbt. 

Da Gauss nicht fähig ist, den Haushalt zu führen, heiratet er Minna, obwohl er sie hasst. Den Hass nutzt er als Vorwand, um ständig in der Sternwarte Göttingen zu arbeiten, wo er als Direktor tätig ist. 1828 folgt er dann dem Ruf von Alexander Humboldt und die beiden treffen sich im Rahmen des Deutschen Naturforscher Kongresses in Berlin. 

Während der gemeinsamen Zeit in Berlin, weigert sich Gauss an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Auch dass sein Sohn Eugen verhaftet wird, da er an einer verbotenen Studentenversammlung teilgenommen hat, scheint ihn nicht gross zu kümmern. Er ist auch nicht bereit, ihn aus dem Gefängnis zu holen. 
Nachdem Kongress folgt Humboldt der Einladung des Zaren, Russland zu erkunden. Dabei erkennt er jedoch, dass er nicht viel mehr als ein Museumsstück ist und seine Methoden bereits sehr veraltet sind. Auch Gauss merkt langsam, dass er älter wird. Dennoch versucht er das Magnetproblem für Humboldt zu lösen, weswegen die beiden in regem Briefkontakt stehen.
Eugen muss am Ende des Werks Preussen verlassen und setzt nach Amerika über, wo er ein neues Leben beginnt.

Charakteranalyse
Carl Friedrich Gauss: Gauss stammt aus ärmlichen Verhältnissen und ist seit seiner frühesten Kindheit ein Genie. Jedoch zeigt er auch von Beginn an grosse Defizite, was die Sozialkompetenz betrifft. Wie sonst ist es zu erklären, dass er in der Hochzeitsnacht den Liebesakt unterbricht, um eine Formel aufzuschreiben, oder dass er eine Frau heiratet, die er nicht liebt, oder dass er nicht mitbekommt, dass sein Heimatland Deutschland im Krieg mit Frankreich steht? Er ist völlig weltfremd und interessierte sich nur für die Mathematik und die Astronomie. Den einzigen engeren sozialen Kontakt pflegt er mit Nina, einer Prostituierten aus Russland. Ansonsten interessiert er sich weder für Frauen noch für seine Familie. Er ist auch der Ansicht, dass seine Kinder ausgesprochen dumm sind und zu nichts taugen. Dies obwohl sie auch sehr intelligent sind, aber halt keine Genies. 
Gauss hasst es zu reisen, er will immer am selben Ort bleiben, da er überzeugt ist, dass man die Welt und deren Geheimnisse auch an Ort und Stelle erforschen kann. 
Gegen Ende des Werkes muss sich Gauss dann zwangsläufig nicht nur mit der Wissenschaft, sondern auch mit dem Alter und dem Tod befassen. 

Alexander von Humboldt: Humboldt geniesst die beste aber auch strengste Erziehung, die man haben kann. Er ist kein Genie im eigentlichen Sinne, er ist ein Abenteurer. Mit etwas mehr als zwanzig Jahren entscheidet er sich, die Welt zu erforschen. Im Gegensatz zu Gauss liebt er das Reisen und mit allen möglichen Menschen in Kontakt zu treten. Jedoch bedeuten ihm die Frauen auch nichts, was jedoch nicht daran liegt, dass er soziale Defizite aufweist, sondern weil er homosexuell ist, was nur sein Bruder weiss. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Welt zu vermessen und ist dazu auch bereit, waghalsige Risiken auf sich zu nehmen und Dinge auszuprobieren, die bisher noch nie jemand gemacht hat. 
Am Ende des Werks ergeht es ihm ähnlich wie Gauss, er erkennt, dass er altert und dass er nicht mehr gefragt ist wegen seiner Methoden und Arbeitsweise, sondern nur noch wegen seines Namens.
(fba)

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